Vorwürfe sind missglückte Wünsche.
Wenn uns das Verhalten unseres Partners, unserer Kinder oder Eltern, unserer Mitarbeiter oder Vorgesetzten nicht gefällt, verfallen wir häufig in Vorwürfe. Der Vorwurf ist gleichsam der sprachliche Zeigefinger, der den Schuldigen ausmacht und das verwerfliche Verhalten anprangert.
Leider ist das in der Regel nicht sehr hilfreich, denn oft eskaliert eine solche Situation, da auch der Andere Vorwürfe im Köcher hat, die er uns im Gegenzug an den Kopf schleudert. So kommen schließlich beide in eine defensive Haltung und dann ist Angriff scheinbar die beste Verteidigung. Eine Lösung kann dann häufig nur gefunden werden, wenn einer der beiden sich reuig zeigt und sich schuldig bekennt. Aber wer tut das schon gerne.
Eine Alternative besteht darin, auf die anklagenden Vorwürfe gänzlich zu verzichten und den Blick gleich darauf zu lenken, welches Verhalten man sich stattdessen gewünscht hätte. Auf diese Weise liegt der Fokus auf einer Veränderung für die Zukunft und der Angesprochene kommt nicht in eine Rechtfertigungshaltung.
Wenn Ihnen also wieder einmal ein Vorwurf auf der Zunge liegt, halten Sie kurz inne und formulieren Sie den Vorwurf um in einen Wunsch. Also z. B. statt „Du kommst immer zu spät.“ lieber „Ich würde mir wünschen, dass du zu unseren nächsten Verabredungen pünktlich kommst.“. Wenn Ihnen diese Formulierung nur schwerlich über die Lippen geht, können Sie natürlich auch andere Varianten verwenden wie „Ich hätte gerne…“, „Könntest du bitte…“ oder „Mir ist wichtig, dass…“. Das Entscheidende ist, dass Sie – anstatt sich über das Verhalten Ihres Gegenübers zu beschweren – direkt eine konstruktive Alternative äußern.
Denken Sie aber auch daran, dass ein Wunsch keinen rechtlichen Anspruch darstellt, dem der Andere nachkommen muss. Vielmehr geht es in privaten Beziehungen allgemein darum, sich gegenseitig seine Wünsche mitzuteilen und dann zu schauen, inwieweit man bereit ist, dem Anderen eine ausreichende Anzahl an Wünschen zu erfüllen.
Noch ein Gedanke zum Schluss: gehen Sie ruhig verschwenderisch mit Wünschen an Menschen in Ihrer Umwelt um, denn Wünsche sind Geschenke an Andere, Ihnen etwas Gutes zu tun.